Über das Werk
1915 lernt Sophie Taeuber den Dichter und Maler Hans Arp in Zürich kennen. 1922 heiratet das Paar. Eine Reihe von gemeinsam geschaffenen Arbeiten, die heute als »Duo-Arbeiten« bezeichnet werden, zeugt von wechselseitiger Inspiration, künstlerischem Austausch und enger Zusammenarbeit.
Zu einer Einheit verschmolzen, lässt sich die jeweilige künstlerische Einzelleistung an diesen »vierhändig« gestalteten Werken kaum mehr zurückverfolgen. Viele Fragen bleiben offen: Waren beide Künstler sowohl an der Formfindung als auch an der praktischen Ausführung beteiligt? Trafen Arp und Taeuber-Arp gemeinsame Entscheidungen im kreativen Schaffensprozess? Haben sie sich während der künstlerischen Produktion abgewechselt?
Bekannt ist, dass Sophie Taeuber-Arp textile Arbeiten und Konstruktionszeichnungen für Hans Arp anfertigte. Einige der ausgeführten Projekte sind allerdings lediglich Arp zugeschrieben. Bei wiederum anderen Werken, die als Duo-Arbeiten gelten, ist die doppelte Autorschaft umstritten. So ist die genaue Zuschreibung einzelner Werke bis heute unklar.
Erste gemeinschaftliche Arbeiten des Künstlerpaars entstehen in der Zürcher Zeit nach 1915, darunter Collagen, textile Werke und plastische Arbeiten. In den 1930er-Jahren folgen verschiedene Holzskulpturen und Zeichnungen.
Das vorliegende Gemeinschaftswerk ist ein Beispiel aus der Reihe der sogenannten »Duo-Collagen«, die das Künstlerpaar um 1918 entwickelte.
Formal sind diese Arbeiten durch ein streng vertikal-horizontales Raster gekennzeichnet: Verschiedenfarbige, rechteckige Papiere sind zu einer geometrischen Collage zusammengesetzt. Dabei wird die Anordnung von sechs mal fünf Feldern im Rechteck für alle Duo-Collagen als festgelegtes Prinzip übernommen. Die Originalität dieser Bildfindung beruht nicht zuletzt auf der geometrischen Präzision, die hier im Medium der Collage Anwendung findet. Nach Ausführungen Hans Arps nutzte das Paar einen Papierschneider für die einzelnen, gleichgroßen Papierrechtecke, um jegliche Spur einer individuellen künstlerischen Handschrift zu vermeiden.
Die genaue Anzahl dieser Papiercollagen ist nicht bekannt. Im »Catalogue de l’œuvre de Sophie Taeuber-Arp« von 1948 finden sich unter »Œuvres exécutées en communauté« vier Collagen, die in Zürich entstanden sind (vgl. Schmidt/Weber 1948, S. 148). Nach derzeitigem Kenntnisstand existieren fünf dieser Duo-Arbeiten. Zwei Collagen befinden sich heute im Museum Insel Hombroich, eine weitere ist im Besitz der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie Berlin. Für zwei weitere Werke, darunter vorliegendes, konnte der Verbleib bisher nicht zuverlässig dokumentiert werden. [Anna Schrader]
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