




Zu dieser textilen Arbeit existiert ein zeichnerischer Entwurf auf Millimeterpapier (heute in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses, Aarau). Auf dem Blatt notierte die Künstlerin exakte Farbangaben, wie »tiefes warmes Rot«, »Ziegelrot« oder »Orange dunkel«.

Foto: Peter Schälchli
Composition à motifs d’oiseaux
um 1927–1928
Wolle auf Stramin, 25 x 35,5 cm
Privatbesitz
um 1927–1928
Wolle auf Stramin, 25 x 35,5 cm
Privatbesitz
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<p><em>Um welche Art von Objekt handelt es sich bei dieser gerahmten Garnarbeit? </em><br>
In dem Œuvre von Sophie Taeuber-Arp findet sich eine Vielzahl von Textilarbeiten, die heute in der Regel gerahmt oder hinter Glas in Ausstellungen präsentiert werden.<br>
Einige von ihnen waren ursprünglich als Gebrauchsgegenstände vorgesehen – modische Accessoires und Bucheinbände oder Wohntextilien wie Zierkissen, Teppiche und Decken. Viele der Textilien, wie auch die vorliegende Stickerei, erwecken jedoch den Eindruck ganz eigenständiger, abstrakter Kompositionen.<br>
Aufschluss über die eingangs gestellte Frage könnten weitere Werke der Künstlerin geben, die in direktem Zusammenhang mit der Stickerei stehen: Zwei Gouachen, die in Aufbau und Farbigkeit nahezu identisch sind. Wie die Arbeiten auf Papier setzt sich auch die textile »Composition à motifs d’oiseaux« aus einem farbigen <a class="glossaryLink" aria-describedby="tt" data-cmtooltip="cmtt_2c77994f0b5da2f0f0e9d130da876080" href="https://sophietaeuberarp.org/online-exhibition/glossary/raster/" data-gt-translate-attributes='[{"attribute":"data-cmtooltip", "format":"html"}]' tabindex='0' role='link'>Raster</a> aus Rechtecken und Quadraten zusammen, in das wiederum verschiedene geometrischen Formen – Kreise, Halbkreise und Dreiecke – eingebettet sind. Dies ist ganz charakteristisch für viele Arbeiten der Künstlerin, wie dir vielleicht schon aufgefallen ist.<br>
Die Kreise, Halbkreise und Dreiecke setzte Taeuber-Arp hier zu einer Figur zusammen, die an einen Vogel erinnert und letztendlich titelgebend für diese Arbeit wurde.<br>
Dieser Vogelkörper erscheint insgesamt sechsmal in der Komposition. Darin offenbart sich eine weitere »Spezialität« der Künstlerin: die Wiederholung. Diese äußert sich nicht nur im Einsatz von Formen und <a class="glossaryLink" aria-describedby="tt" data-cmtooltip="cmtt_bedbe56858f21d6f4c28a2d062c0904d" href="https://sophietaeuberarp.org/online-exhibition/glossary/figuren/" data-gt-translate-attributes='[{"attribute":"data-cmtooltip", "format":"html"}]' tabindex='0' role='link'>Figuren</a>, auch in der Verteilung der Farben. Das »tiefe warme <a class="glossaryLink" aria-describedby="tt" data-cmtooltip="cmtt_45dbc09d4d402cc93e1aee5a6936d34b" href="https://sophietaeuberarp.org/online-exhibition/glossary/rot/" data-gt-translate-attributes='[{"attribute":"data-cmtooltip", "format":"html"}]' tabindex='0' role='link'>Rot</a>«, ein »Ziegelrot« oder ein »Orange dunkel«, wie Taeuber-Arp die Farben selbst in einem dazugehörigen zeichnerischen Entwurf beschrieb, tauchen mehrfach auf und sind fein aufeinander abgestimmt.<br>
In den Gouachen versetzte Sophie Taeuber-Arp ebendiese Linien, <a class="glossaryLink" aria-describedby="tt" data-cmtooltip="cmtt_caaf0125340f02c70131fc24ffefaafb" href="https://sophietaeuberarp.org/online-exhibition/glossary/formen/" data-gt-translate-attributes='[{"attribute":"data-cmtooltip", "format":"html"}]' tabindex='0' role='link'>Formen</a> und Farben in fließende Bewegungen und nahm ihnen damit die Strenge. Versuchte sie der Komposition auf diese Weise eine gewisse Flexibilität und Formbarkeit zu verleihen? Mithilfe der Gouachen erprobte die Künstlerin möglichweise die Wirkung des abstrakt-geometrischen Musters auf einer Kissenhülle. Sicher lässt sich dies heute wohl nicht mehr klären. Einmal mehr zeigt es uns allerdings, wie nah Handwerk, Design und Kunst im Œuvre der Künstlerin beieinanderliegen, wie ein Kissenbezug zum künstlerischen Objekt oder umgekehrt, ein Kunstwerk zum Gebrauchsgegenstand werden kann.</p>
<p>Alexandra Heldt und Anna Schrader</p>
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